Gastbeitrag über das Westernreiten von achtsamepferdefreunde

 Es ist schon einige Zeit her, dass Sophie und ich in Kontakt gekommen sind. Beim Durchklicken ihres Blogs wurde mir schnell klar, dass wir eine sehr ähnliche Mentalität vertreten und ich habe mich unglaublich gefreut, als Sophie mir ihre Idee von gegenseitigen Gastbeiträgen mitteilte. Es ist für mich ein großes Kompliment, auf Silberpferd etwas veröffentlichen zu dürfen. Ebenso ist es etwas ganz Besonderes für mich, einen Gastbeitrag eines Menschen, dessen Art um Umgang mit Pferden ich so schätze, auf meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. Vielen Dank, Sophie.

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http://www.achtsamepferdefreunde.wordpress.com

 Warum Westernreiten?

Meine erste Western-Reitstunde eröffnete mir den Weg in eine neue Welt. Ich bin nie außschließlich „konventionell“ also (englische) Dressur geritten. Ich bin im Freizeitstil nach Linda Tellington Jones geritten, trotz allem barg es viel Neues für mich.

Nachdem ich leider eine mehrjährige Reitpause hinter mir hatte, suchte ich lange bis ich die passende Reitschule für mich gefunden habe. Ich wollte nicht in die klassische Reiterei einsteigen, ich möchte dies nicht abwerten, jedoch ist es einfach nicht die Art und Weise zu Reiten, in der ich mich zu Hause fühle.

Ich wollte es auf einem Pferdehof versuchen, der ausschließlich Westernunterricht anbietet und einige Schulpferde im Besitz hat. Ich trat also das erste Mal in die Reithalle ein, dort stand ein schöner großer Appaloosa Wallach mit dem mir bereits bekannten Westernsattel und Zaumzeug. Er stand dort still und gutmütig, wartete gemeinsam mit der Reitlehrerin auf mich – den Neuling.

Ich wurde kurz begrüßt und dann ging es los. Ich stieg in den Sattel und es fühlte sich gut an. Die Split Reins waren für mich anfangs noch etwas ungewohnt, ich hatte das Gefühl ich habe Kabelsalat in den Händen. Meine Reitlehrerin erklärte mir die typischen Kommandos: einmal Schnalzen für losgehen im Schritt / Walk, mehrfach schnalzen für den langsamen Trab / Jog und ein zartes Küsschen für den Galopp / Lope. Eine „Gangart runter“ erreicht man mit einem ruhigen „easy“ und anhalten klappt ganz leicht mit einem „Whoa“.

Ich war fasziniert von der unendlichen Aufmerksamkeit des Wallachs. Meine Reitlehrerin und ich redeten zwischendurch viel, doch er hörte immer genau hin, wann mal ein kleines, ja fast unscheinbares Schnalzen an ihn gerichtet wurde und setze an zum Jog. Die Zügel werden beim Westernreiten anders eingesetzt, als beim klassischen Reiten. Sie werden in der Regel lang gehalten – das gut ausgebildete Westernpferd nimmt von selbst eine gesunde Körperhaltung an. Gelenkt wird, neben den Gewichts- und Schenkelhilfen, mit dem Neckreining, was bedeutet, dass man beide Zügel parallel in die Richtung bewegt, in die man abwenden möchte. So dass der äußere Zügel am Pferdehals anliegt. Das Pferd lernt also, dem anliegenden Zügel zu weichen. Die Westernreitweise ist in ihrem Ursprung eine Arbeitsreitweise und darauf ausgelegt einhändig Reiten zu können, um mit der anderen Hand ein Lasso zu führen u.ä. Oft sind die Zügel nur Nebensache, vieles läuft über die Stimmkommandos und selbstverständlich über Gewichts- und Schenkelhilfen.

Im Westernreiten sitzt man in der Regel aus (kommt natürlich immer etwas auf den Trainer oder die eigenen Vorlieben an). Die Hüfte schwingt mit, der Hintern bleibt ruhig im Sattel, die Beine bleiben lang und ruhig am Pferdekörper. Gelingt das gut, gehen die Bewegungen von Pferd und Reiter ineinander über, es ist wie Eins werden mit dem Pferd. Es ist ein wunderschönes Gefühl, sich so aufeinenader einzustellen.

Für mich war das Aha-Erlebnis, neben meinem unglaublich aufmerksamen Schulpferd, welches all meinen Stimmhilfen folgte, die Impulsreiterei. Es ist ein schönes Gefühl, ein so gut mitarbeitendes Pferd zu Reiten und es gab mir das Gefühl einer sehr engen Verbindung zu dem Lebewesen, welches mich trägt. Die Impulsreiterei meint, dass das Pferd einem Kommando so lange folgt, bis es ein neues bekommt. Ich bitte mein Pferd anzutraben und es trabt, in der von mir über die Hilfengebung geforderte Geschwindigkeit, bis ich ein neues Kommando gebe – einen neuen Impuls setze. Permanentes Treiben gibt es hier nicht.

Ich will hier natürlich nicht behaupten, dass man beim klassischen Reiten nicht auch eine sehr enge und partnerschaftliche Beziehung zu seinem Pferd haben kann. Ebenfalls will ich nicht behaupten, dass alle Westernreiter gute Beziehungen zu ihren Pferden haben, das ist leider in keiner Reitweise garantiert. Aber für mich persönlich bedeutet das Westernreiten im Speziellen ein sanftes Miteinander, Zuhören, kleinste Details voneinander wahrnehmen. Ja, ein gut ausgebildtes Westernpferd, ist wahrscheinlich auch immer ohne Zaumzeug reitbar. Ich persönlich bin schon immer großer Fan von gebisslosem Reiten und auch vom Halsringreiten. Die lange Zügelhaltung und der sanfte Kontakt zum Pferdemaul oder der Pferdenase kommt meinen Wunschvorstellungen also sehr nahe.

Für mich hat das Westernreiten etwas symbiotisches.

Alles Liebe,

Jule

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Ein Gedanke zu “Gastbeitrag über das Westernreiten von achtsamepferdefreunde

  1. Ich wollte schon immer western reiten. Leider gab es damals nur konventionelle Ställe und über das Voltigieren haben ich dann angefangen mit Reitunterricht. Im englischen Sattel hab ich mich nie so wohl gefühlt. Mit Shaman kam ich dann endlich zum Westernreiten. Eine tolle Lehrerin konnten wir privat ausfindig machen, leider hat sie nach ein paar Monaten aufgehört 😦 Ab dann war alles Learning by doing. Viel gelesen, viel informiert, viel vorsichtig ausprobiert. Am liebsten gebisslos. Ich finde allein die Hilfen beim Westernreiten schon viel logischer für s Pferd, auch den Menschen. Auch Shaman nimmt zum Großteil von selbst eine gute Haltung ein, durch seinen Husten und die Atemprobleme war eine Anlehnung mit Zügeln eh so gut wie nie möglich. Entspanntes, sicheres reiten im Gelände war immer unser Ziel. Allerdings vergessen viele Westernreiter gerne mal, dass man die Steigbügel sehr wohl verstellen kann, die Beine müssen nicht ellenlang ohne Halt baumeln oder sonst wie weit nach vorn gestreckt werden. Auch leichttraben ist ein Muss für mich, ebenso kann ich im Galopp problemlos in den leichten Sitz gehen. Je nach Fork und Horn muss man da natürlich etwas mehr aufpassen 😀

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